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All Hands on Deck!

Eigentlich wollte ich das hier nicht noch einmal machen. Eigentlich wollte ich nach ein paar aufreibenden Jahren in Münster zurück nach Ostfriesland, zu meiner Familie und die Dinge etwas ruhiger angehen. Mir einen Job suchen, auf dem man etwas aufbauen kann, vielleicht nebenher etwas bloggen, ein wenig lokale Verkehrspolitik machen – aber bitte, keine heftigen Auseinandersetzungen mehr mit Politik und Behörden. Bloggen allenfalls als ein paar nette Tourentipps in Emden und Umgebung, hier und da ein paar schicke Fotos, ein paar Videos – und vielleicht damit auch etwas Geld verdienen. Aber, bitte, bitte, keine Kämpfe mehr. Nur deswegen hatte ich im Hintergrund bereits die Domain für diesen Blog gesichert und mir ein wenig Serverkapazität bestellt. Ich wähnte mich auf einem guten Weg…

Als im Februar und März 2020 die ersten Berichte über ein neuartiges Corona-Virus die Runde machten, war ich recht schnell besorgt. Viele meiner Familienmitglieder sind bereits in einem fortgeschrittenen Alter, der langjährige Lebensgefährte meiner Mutter hatte eine Krebsdiagnose erhalten und verstarb nur wenige Monate später. Ich selbst arbeitete mit starkem direkten Kundenkontakt. Zwar wurde mir schnell klar, dass dieses Virus für mich keine große Bedrohung darstellen würde, aber ich wollte auf keinen Fall eine aggressive Atemwegserkrankung in meine Familie einschleppen. Also hielt ich mich von Anfang an auf dem Laufenden. Mit der Schließung aller Freizeiteinrichtungen und Gastronomie im März hatte ich dafür dann auch jede Menge Zeit.

Wer meinen alten Blog Leezerize noch kennt, der weiß, wie intensiv ich mich in Zahlen und Statistiken einlesen kann und dass ich tief wühle, um an die entsprechenden Zahlen zu kommen. Für Leezerize hatte ich damals zur Wirksamkeit von Fahrradhelmen, der Sicherheit von Radwegen oder auch zur Sinnhaftigkeit der alljährlichen Fahrradlicht-Aktionen der Polizei Münster recherchiert – mit der Erkenntnis, dass es etlichen Sicherheitsmaßnahmen im Radverkehr an wissenschaftlicher Evidenz mangelt. Wenn Politik, Verwaltungen oder Medien gewisse Behauptungen aufstellen, übernehme ich die seither nicht mehr ungeprüft. Ich checke gegen – und so etwa ab Mitte April 2020 fiel mir auf, dass im Bezug auf SARS-CoV2 die Einschätzungen der Leitmedien und die Verlautbarungen Politik mit den Zahlen auseinander liefen:

Die Infektionszahlen gingen nach dem Peak im März 2020 schnell nach unten und die Politik begann mit der Lockerung des Lockdowns. Gleichzeitig wurde im Einzelhandel und auch im ÖPNV eine Maskenpflicht eingeführt – obwohl selbst Gesundheitsminister Jens Spahn wenige Wochen vorher unablässig die Überzeugung verkündet hatte, die Dinger seien bei der Eindämmung der „Pandemie“ nutzlos. Zudem war es weder bei Bussen und Bahnen, noch bei den großen Einzelhandelsketten zu Ausbrüchen oder einem erhöhten Krankenstand gekommen. Zahlen des RKI lagen dazu nicht vor, lediglich die österreichische AGES hatte seinerzeit eine entsprechende Studie zur Untersuchung der ersten Infektionsketten durchgeführt. Einzelhandel und ÖPNV spielten keine Rolle. Warum aber führte die deutsche Politik dann ausgerechnet dort eine Maskenpflicht ein?

Die Antwort:

Die Maskenpflicht hatte nur den Zweck, die damaligen Lockerungen politisch verkaufen zu können. Es war ein politischer Deal mit dem Virus. Wissenschaftliche Evidenz und Maßnahmen hatten sich politisch völlig entkoppelt.

Seit ich das verstanden habe, stehe ich der Corona-Politik der Bundes- und Landesregierungen zunehmend kritisch bis ablehnend gegenüber. Ich hörte auf, mich über die öffentlich-rechtlichen Medien zu informieren, meide seither die Seiten einst von mir geschätzter Magazine wie Spiegel und Zeit. Stattdessen mache ich das, was ich seinerzeit für Leezerize auch getan habe. Ich besorge mir die Zahlen von der Quelle, lese Studien kritisch, hinterfrage auch mal das Studienergebnis. Ich lese bei Bloggern und Twitterern mit, denen ich ebenfalls die angebrachte kritisch-hinterfragende Sichtweise zutraue.

Inzwischen erscheint es mir, als wäre Leezerize nur so etwas wie eine Generalprobe für das gewesen, was seit jetzt etwa einem Jahr über uns alle hereingebrochen ist. Aus der Verkehrswende und insbesondere der Radverkehrspolitik kennt man das eigentlich alles: Politiker, die sich nicht um Evidenz scheren, sondern populistische Forderungen stellen und sich dann nicht erklären können, warum keine Erfolge eintreten. Verwaltungsbeamte, die bereitwillig völlig widersinnige Gesetze und Vorschriften umsetzen und beleidigt abwiegeln, wenn man ihnen das unter die Nase reibt. Beschuss aus den eigenen Reihen, weil Aktionisten für die „richtige Sache“ eintreten und nicht überprüfen, ob die gewählten Mittel überhaupt zielführend sind. Zuletzt – am wichtigsten – Medien, die trotz klarer, statistischer Belege nicht dazu in der Lage sind, aus einem einmal gefestigten Narrativ wieder auszubrechen.

Covid19 ist meiner Ansicht nach in erster Linie eine Medienkrise. Politiker, Verwaltungsbeamte und Richter gucken vor dem Tatort die Tagesschau, schätzen Woche für Woche Spiegel und Zeit als Wochenendlektüre und anstatt des provinziellen Lokalblatts liegen Tag für Tag Tagesspiegel oder Süddeutsche Zeitung auf dem Frühstückstisch. Wenn diese Leitmedien in der Recherchearbeit versagen und nur noch gegenseitig voneinander abschreiben, führt das letztlich zu Fehlentscheidungen auf vielen anderen Ebenen. Schlimmer noch: Die Narrative verfestigen sich nach und nach, sodass Redaktionen und Journalisten sie überhaupt nicht mehr hinterfragen. Es geht mitunter so weit, dass selbst wissenschaftlich fundierte, schlüssige Gegenansichten nicht mehr gegen das gefestigte Narrativ ankommen.

Seit einigen Jahren kommt ein Qualitätsproblem hinzu. Gab es unter Journalisten vor der Jahrtausendwende noch zahlreiche Quereinsteiger, sind sie heute weit überwiegend geisteswissenschaftlich ausgebildet. Es sind Historiker, Linguisten, Kulturwissenschaftler und ähnliche Fachrichtungen. An diesen Fächern ist an sich nichts Schlimmes, allerdings fehlen in den Redaktionen zunehmend Menschen mit einer gewissen Zahlenaffinität. Den allermeisten Redakteuren kann man deswegen selbst logisch zwingende statistische Belege vorlegen, ohne, dass sie dazu in der Lage sind, die Tragweite dieser Belege zu erkennen.

Zum ersten Mal fiel mir diese Schieflage auf, als ich vor etwa zehn Jahren begann, mich näher mit Radverkehrsthemen auseinanderzusetzen. Damals stieß ich auf eine regelrechte Parallelwelt, betrieben von Menschen mit wissenschaftlichem Hintergrund, die sich offensichtlich intensiv in die Materie eingearbeitet hatten und zu Ergebnissen kamen, die nicht mit den vorherrschenden Narrativen übereinstimmten. Ich sah, dass es beispielsweise zu Fahrradhelmen abseits oberflächlicher Einschätzungen von Verkehrswachten oder der Polizei eine Vielzahl von Stimmen mit fundiertem wissenschaftlichen, sogar medizinischen Hintergrund gab, die nicht mit dem Narrativ vom „Lebensretter Fahrradhelm“ einverstanden waren. In den deutschen Leitmedien, aber auch im Lokaljournalismus war diese Einschätzung nahezu nie zu finden. Das Narrativ war zu mächtig geworden, als dass die Journalisten überhaupt noch auf die Idee kamen, es könne noch eine relevante Gegenansicht existieren. Um da etwas entgegenzusteuern, hatte ich seinerzeit Leezerize ins Leben gerufen.

Nachdem ich ein Jahr lang den Irrsinn der Bundes- und Landesregierung mehr oder weniger beobachtend hingenommen habe, ist mir inzwischen klar geworden, dass die Überwindung der Covid-Krise nur durch die Zerstörung des Narrativs möglich ist. Da sich die großen Leitmedien und insbesondere der teure, zwangsalimentierte und überfressene Behördenfunk nicht fähig zeigen, ihrer wichtigsten Aufgabe nachzukommen, kann es anscheinend nur über eine Graßwurzel-Bewegung gehen. Ich weiß, wie man einen Blog einrichtet und führt. Ich weiß, wie man als Einzelner nach und nach seine Reichweite erhöhen kann. Mit meiner Vorgeschichte ist es nahezu unmöglich, mich in irgendeine Nazi- oder Reichsbürger-Ecke zu stellen.

Ich bin wieder an Bord.

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